Werkstatt Kirche

Seit Kurzem wohnt sie am Brunnenhof und hat mit Kirche schon lange nichts mehr zu tun gehabt: „Eigentlich schade, aber wenn ich vorbeigehe, ist die Tür immer zu“.

Über den Sommer ist das anders geworden. Da hat sie sonntags sogar Freunden Bescheid gesagt, dass Musik durchs offene Kirchenfenster klingt. Menschen sich treffen. Nähe mit Abstand möglich ist. Zu den anderen und - ja, auch zur Kirche. Denn „so ein klassischer Gottesdienst ist nicht so richtig was für mich.“ Ostersonntag ist sie das erste Mal aufmerksam geworden. Die Trompete hat sie auf den Platz gelockt. Es war zugleich das erste intensive Gespräch mit den Nachbarn. Ein kleiner Zettel klebt seitdem immer an der Haustür, wenn Kirche sich aufmacht und neue Klänge eine gute Stimmung auf den Platz zaubern. „Eine Art von Nachbarschaftskirche“, sagt sie, die etwas durchklingen lässt vom guten Geist und vom guten Ton eines offenen Miteinanders.

Anders Kirche sein in anderen Zeiten. Sich aufmachen. Raum geben. Fenster und Türen öffnen. Durchlässig werden für die Kraftquellen. Innen und außen. Das passt so gut auf den Brunnenhof, der früher tatsächlich die Nachbarschaft mit Wasser versorgt hat. Für Christ*innen ist ja in der Taufe beides verbunden - Wasser des Lebens und lebendige Hoffnung als Ressource, Kraftquelle für das, was uns gemeinsam wachsen und zusammenwachsen lässt. Hast Du Töne für die Hoffnung, auch wenn Du noch keine Worte hast? Man sieht den Gesichtern an, dass die Herzen sich öffnen. Menschen offenherzig werden.

„Das musikalische Fenster“ wird weiterklingen. Und Kirche sich hoffentlich immer mehr und immer öfter aufmachen. Durchklingen lassen, was bewegen, tragen, trösten könnte. Rauswege finden ins Herz der Menschen, der „Außenstehenden“. So könnte Kirche wachsen - von den Rändern her. Von außen nach innen. Mit Zeit zu verweilen, im eigenen Tempo näherzukommen. Vorsichtig wegen der Pandemie oder weil es fremd geworden ist, das Heilige. Zeigt sich hier ein Weg? Könnte aus der Not Neues werden?

Könnten wir in unsicherer Zeit unsere Türen noch weiter öffnen zum Lauschen auf die inneren Fragen. Was liegt mir am Herzen - oder auf dem Herzen? Was bewegt mich und was möchte ich bewegen? Hier im Quartier. Mit den anderen. Die Kirche im Rücken.

Pastorin Melanie Kirschstein in der Werkstatt der Friedenskirche

Was könnte wachsen, wenn wir an den Rändern, auf den Plätzen, am Fuß der himmelweisenden Türme Räume öffnen - Hörräume, Sprechräume, Spielräume, Freiräume - für Glauben und Hoffnung, für Ideen und Zusammenhalt. Damit wir Kraftquellen auftun, die durch die Krisen ins Neue führen - nach einem guten Draht suchen, kleine Zettel an Haustüren kleben, Neues hören, das Werkzeug wechseln, das Fenster öffnen…

Pastorin Melanie Kirschstein über das, was wachsen kann, wenn in Krisenzeiten Kreativität zum Handwerkszeug wird.



Kontakt

Pastorin Melanie Kirschstein
melanie.kirschstein@kirchenkreis-hhsh.de

Auch wenn Pastorin Kirschstein sich ihren Aufgaben im Kirchenkreis jetzt mit einer vollen Stelle widmet, bleibt sie der Gemeinde mit ihren "Sternstunden" erhalten.

Termine der nächsten Sternstunden in der Kirche der Stille
13. Dezember 2020, 19:00 Uhr
14. Februar 2021, 19:00 Uhr
14. März 2021, 19:00 Uhr
11. April 2021, 19:00 Uhr
12. September 2021, 19:00 Uhr
14. November 2021, 19:00 Uhr
12. Dezember 2021, 19:00 Uhr

Weitere Informationen
kirche-der-stille.de