...von Punk
und Alltag und
Gott. Wenn
sich die
Friedenskirche
verwandelt.
Der Ernstfall des
Glaubens ist der Alltag
der Menschen!
Dieser Satz von Ernst Lange, Berliner Kirchenreformer der 1970er-Jahre, ist mir schon früh zu einem theologischen Leitmotiv in den unterschiedlichen Handlungsfeldern meiner pastoralen Arbeit geworden. Gleichzeitig trage ich eine andere These meines theologischen Lehrers, Fulbert Steffensky, in mir: „Es geht darum, mehr zu werden, als man von sich aus sein kann. Und so sucht man sich die Äußerlichkeiten der Räume, der Gesten und Rituale ... Der Raum baut an meiner Seele.“
Am Raum der Friedenskirche erlebe ich, wie der Alltag als Ernstfall des Glaubens und die gottesdienstliche Gestimmtheit zusammengehalten werden. Zwei räumliche Gegebenheiten der Friedenskirche sind dafür äußerst förderlich: Zum einen ist die zentrale Lage der Kirche inmitten eines Wohnquartiers sinnbildlich für das Bestreben der Gemeinde, mit der Lebenswelt der Menschen im Stadtteil verbunden zu bleiben. Zum anderen ermöglicht der in den 1990er-Jahren erfolgte Umbau des Innenraums ein differenziertes Raumangebot für Gemeindearbeit, ohne die Sakralität aufzugeben. Im Gemeindealltag können sich Jugendtreff und Beirat gleichzeitig treffen, ohne dass ständig der Altar wie ein Küchentisch verrückt werden muss, so wie es in den Mehrzweckgemeindezentren der 1970er-Jahre der Fall gewesen ist. Diese räumliche Stabilität gepaart mit der Weite, Klarheit und Offenheit macht den gottesdienstlich genutzten zentralen Innenraum zum Symbolort des Glaubens.
Diese spirituelle Gestimmtheit des Kirchenraums ermöglicht es, den Raum an bestimmten Tagen für kulturelle Veranstaltungen und für Feste umzugestalten. Der Raum verträgt das, ohne die gebaute Repräsentanz der Gotteserfahrung aufzugeben. Das birgt eine große Chance, nämlich als Stadtteilkirche zum Spielraum evangelischer Freiheit zu werden: Kinoabende, Adventssingen, Kinderkleidermarkt, Konzerte. Zu solchen Anlässen verwandelt sich die Friedenskirche. Sie verlässt den binnenkirchlichen Schonraum aus Gottesdienst und Gruppe. Bänke werden rausgetragen, Tische und Hinweisschilder werden aufgestellt, selbstbestimmte Helferinnen und Helfer packen mit an, und dann gibt es ein größeres Ganzes: Etwa das Konzert, das Menschen berührt und begeistert, oder der Film, über den die Leute bei einem Glas Wein in den Kirchenbänken ins Gespräch kommen. So bietet die Stadtteilkirche Raum für Spielleute, die wach sind für die Zukunft und sich engagieren möchten, projektartig und selbstbestimmt und engagiert.
Da geht dann unser Punk ab, so nennt ein Kirchengemeinderat die vitale Energie, die von diesen Veranstaltungen ausgehen kann. Dieser Punk bewegt langjährige Ehrenamtliche, punktuell Engagierte, Kirchgänger*innen, Kirchendistanzierte und Flaneure. Und er macht deutlich, dass wir die Friedenskirche als Gestalt gewordene Freiheit verstehen.
Pastor Lennart Berndt über neue Wege der Gemeinschaft auf dem Brunnenhof.
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Pastor Lennart Berndt
pastor.berndt@gemeinde-altona-ost.de